





Land & Leute in Sri Lanka

Menschen
Sri Lanka ist Heimat von rund 22 Millionen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln. Nur knapp 20 % der Einwohner leben in einer Stadt. Die Ureinwohner der Insel nennen sich Wanniyalaeto, was Waldbewohner heißt. Allgemein bekannt sind sie unter dem Namen Veddas, was Jäger bedeutet. Ihre Herkunft leiten sie von der mütterlichen Linie ab. Wie viele Veddas heute in Sri Lanka leben, ist schwer zu schätzen.
Die Mehrheit im Land stellen die größtenteils buddhistischen Singhalesen, gefolgt von überwiegend hinduistischen Tamilen (in beiden Gruppen findet sich eine kleine christliche Minderheit). Danach folgen muslimische Moors (niederl. für Mauren) und so genannte Burgher (niederl. für Bürger), die Nachkommen europäischer, insbesondere portugiesischer und holländischer Kolonialisten.
Die jahrtausendealten Traditionen, Feste und Bräuche all dieser Bewohner vereinen sich zur faszinierenden, vielfältigen Kultur Sri Lankas.
Tempel
In Negombo haben wir mit dem farbenprächtigen Sri Singama Kali Amman Kovil zum ersten Mal einen Hindu-Tempel gesehen. Wie sein Name andeutet ist er Kali gewidmet, der hinduistischen Göttin der Zerstörung und Transformation. Amman ist ein tamilisch-hinduistischer Ausdruck für „Mutter“ oder „göttliche Mutter“. Das Wort Sri wird oft vor Namen von Göttern oder Tempeln verwendet. Es ist ein ehrender Titel, der Respekt ausdrückt und „heilig“ oder „verehrungswürdig“ bedeutet. Singama bezieht sich möglicherweise auf einen Ortsnamen oder eine spezifische Form bzw. Manifestation der Göttin Kali. Kovil ist Tamilisch für „Tempel“. Es handelt sich also um den heiligen Tempel der Muttergöttin Kali (in) Singama. Obwohl Kali in vielen Darstellungen furchterregend wirken kann, ist sie auch eine beschützende Muttergöttin, die das Böse vernichtet, das Ego überwindet und spirituelle Befreiung gewährt.
In Sri Lanka verschmelzen hinduistische und buddhistische Elemente oft auf eindrucksvolle Weise, sowohl in der Architektur als auch in der religiösen Kunst. Ein Beispiel dafür ist der Tempel Henakaduwa Purana Rajamaha Viharaya östlich von Tangalle, wo neben traditionellen buddhistischen Wesen und Symbolen wie dem Buddha, dem Bodhi-Baum und der Dagoba (Stupa) auch hinduistische Gottheiten wie Ganesh mit seinem markanten Elefantenkopf vertreten sind. Besonders deutlich wird diese Verbindung in einer der vier Schutzgottheiten Sri Lankas, dem Kriegsgott Kataragama (Tamilisch Murugan). Hier vereinen sich die beiden religiösen Traditionen in der Verehrung einer gemeinsamen Gottheit.
Die größte Buddha-Statue Sri Lankas bewunderten wir im Tempel Wewurukannala Buduraja Maha Viharaya bei Dikwella. Sie ist etwa 50 Meter hoch und noch gar nicht so alt: sie stammt aus den 1960er Jahren. In Unawatuna besuchten wir die buddhistische Andachtsstätte Welle Devalaya, die einen Ort der Ruhe am belebten Strand und einen fantastischen Ausblick bietet. Wir haben dort einer buddhistischen Zeremonie beigewohnt und sind mit spiritueller Kraft, Schutz und guten Wünschen weitergereist.


Kunsthandwerk
Auch das Kunsthandwerk blickt in Sri Lanka auf eine lange und reiche Tradition zurück. Holzschnitzereien unterschiedlichster Art und Töpferkunst konnten wir an mehreren Orten bewundern, insbesondere in Dikwella und Tangalle. Eine gute Möglichkeit, authentische Andenken zu finden, bieten die örtlichen Märkte.
Ambalangoda
Der Ort Ambalangoda an der Westküste, der vor allem für seine traditionellen Masken, Puppenspiele und Teufelstänze bekannt ist, eignet sich gut für einen Tagesausflug. Wir sind morgens gegen sieben Uhr in Unawatuna in den Zug Richtung Galle gestiegen und waren knapp eine Stunde später in Ambalangoda. Der Zug war pünktlich, wir sind 2. Klasse für 200 Rupien pro Person gefahren, bei offenen Fenstern – herrlich! Von der Haltestelle Ambalangoda zu den Masken-Museen ist es nur ein Kilometer entlang der teils wuseligen, teils sehr entspannten Main Street, etwa 15 Minuten zu Fuß.
Wenn man von den Museen ein kleines Stück in Richtung Westen geht (es sind weniger als 300 Meter), kommt man an einen wunderschönen, weitläufigen, fast menschenleeren Strand. Wir haben dort längere Zeit verbracht, im Peacock Beach Restaurant mit Blick aufs Meer gegessen und uns mit Kalu, dem netten Besitzer, der übrigens auch Deutsch sprechen kann, unterhalten.


Masken
Wir besuchten sowohl das Ariyapala Traditional Masks & Museum als auch das gegenüber liegende Āriapāla Mask Museum. Beide Museen, mit Werkstätten und Verkaufsräumen, ergänzen sich gut und der Eintritt ist frei; im Āriapāla wird um eine Spende gebeten. Wir waren auch bei L.A.R. Nandana, dessen kleine Werkstatt wir bei einem Spaziergang durch die Stadt entdeckt haben. Der Handwerker Nandana ist einer der Wenigen, die die Kunst der Maskenherstellung noch beherrschen. Er hat sich entschlossen, das, was er am besten kann, weiter zu betreiben und eine aussterbende Tradition am Leben zu erhalten. Der erfahrene Maskenmacher, der mühelos selbst komplizierte Masken herstellen kann, weiß um die Bedeutung der Teufelsgesichter und sagt, dass es nicht leicht sei, die richtige Maske für zuhause oder für die Geschäftsräume auszuwählen.
Grundsätzlich gibt es drei Hauptgruppen der Masken: komödiantische Masken, medizinische Masken und Teufelsmasken. Letztere wirken apotropäisch (abwehrend), was bedeutet, dass sie Unheil abwenden sollen.
Die komödiantischen Masken werden bei Bühnenstücken genutzt, um Geschichten zu erzählen. Es gibt verschiedene Charaktere (z.B. König und Königin, alte Frau, Polizist, Tiere wie den Löwen und lustige sowie böse Dämonen).
Die medizinischen Masken werden zu rituellen Zwecken verwendet, um Menschen bei unterschiedlichen Gesundheitsbeschwerden zu helfen. Sie repräsentieren 18 verschiedene Krankheiten und ihre jeweiligen Dämonen, die mithilfe dieser Masken vertrieben werden sollen.
Die Teufelsmasken oder Rakshas (Dämonen) umfassen fünf Haupttypen mit jeweils verschiedenen Funktionen. Sie bestehen aus sehr leichtem, einfach zu bearbeitendem Kaduru-Holz (Pagiantha dichotoma), das ähnlich wie Balsa-Holz (Ochroma pyramidale) ist:
Cobra-Maske: steht für allgemeinen Schutz. Sie zeigt insgesamt neun Schlangen bzw. Cobras.
Feuer-Maske: schützt ebenfalls. Man erkennt sie deutlich an den seitlichen Flammen, die das Feuer symbolisieren.
Garuda oder Vogel-Maske: repräsentiert Wohlstand. Sie zeigt sich halb Mensch, halb Adler und kann anhand des Schnabels als solche erkannt werden.
Pfauen-Maske: bringt Glück. Diese Maske ist leicht zu identifizieren, da sie einen Pfau darstellt.
Gara-Maske: schützt vor dem bösen Blick und bösen Geistern. Man erkennt sie an den beiden seitlichen Kreisen, die Ohren darstellen sollen sowie den Zungen, die sich davor befinden. Auf dem Kopf sitzen sich in der Regel noch drei Cobras. Diese Maske wird draußen an den Häusern angebracht.
Wachsbatik
In Ambalangoda kann auch ein weiteres Handwerk bewundert werden: die traditionelle Wachsbatik, eine alte Färbetechnik. Wir besuchten dort die sehr sehenswerte Werkstatt von Dudley Silva. Dudley ist ein wahrer Künstler. Er führte uns begeistert durch seine Werkstatt und erläuterte, wie mit flüssigem Wachs beliebige Formen und Muster auf Stoff gemalt und die Stoffe anschließend gefärbt werden. Zum Schluss hat er uns noch seine wunderschönen Arbeiten gezeigt, die man übrigens auch kaufen und damit das lokale Handwerk unterstützen kann – ein schönes, authentisches Souvenir!

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