





Landschaft in Sri Lanka

Küsten
Wir waren an Sri Lankas West- und Südküste unterwegs. Besonders beeindruckt hat uns der Lebensraum am Meer ab Tangalle. Er ist geprägt von kilometerlangen unverbauten Sandstränden, natürlichen Lagunen und naturbelassenen Künstenlandschaften, die von Kokospalmen, Mangroven, Strandkohl und Schraubenbäumen gesäumt sind. Letztere bedecken weite Landstriche mit einer nahezu undurchdringlichen Vegetation.
Strandkohl
Eine charakteristischer Küstenstrauch, der oftmals sehr nah am Meer auf sandigem Untergrund wächst, ist Scaevola taccada, auch als Naupaka bekannt (engl. beach cabbage oder sea lettuce). Der englische Name, übersetzt Strandkohl oder Meersalat, verweist auf eine essbare Pflanze. So sind ihre Blätter, die bis zu 25 cm lang werden können, reich an Nährstoffen und können frisch in Salaten oder als Gewürz in verschiedenen Gerichten verwendet werden; oft diente die Pflanze als Notnahrung. Auch in der traditionellen asiatischen Medizin kommen die saftigen Blätter zum Einsatz.
Naupaka wächst meist bis zu drei Meter hoch und breitet sich buschartig und dicht verzweigt aus. Mit ihren Wurzeln stabilisiert sie den sandigen Boden und schützt somit vor Küstenerosion. Den Meeresschildkröten, die zur Eiablage an die Küste kommen, bietet der Strauch eine sichere und schattige Umgebung. Wie ein natürlicher Schutzwall hält er zudem die salzige Gischt von anderen Kulturpflanzen fern.
Das ganze Jahr über zeigt die Pflanze fächerartige, halbkreisförmige, weiß bis cremefarbene Blüten. Die Früchte können im Meerwasser schwimmen und werden durch Meeresströmungen vermehrt. Auf neuen Sandbänken in tropischen Gebieten ist Naupaka die erste Pflanze, die dann wächst – eine echte Pionierpflanze!


Schraubenbaum
Der immergrüne Schraubenbaum, auch als Schraubenpalme oder Pandane bekannt (Pandanus, engl. screw pine), umfasst mehr als 600 Arten und wächst ebenfalls in der Nähe des Meeres. Er sieht aus wie eine Mischung aus Drachenbaum und Mangrove. Sein Name leitet sich von der Wuchsform seiner langen, schmalen Blätter ab, die spiralförmig (also wie eine Schraube) am Stamm oder an den Zweigen angelegt sind. Charakteristisch sind seine Luft- oder Stelzwurzeln. Über beide kann er Wasser aufnehmen (bei Luftwurzeln ist es Regenwasser); die Stelzwurzeln haben auch eine stützende Funktion.
Seine einzelnen Früchte bzw. Steinfrüchte, die aus den Blüten eines Blütenstandes hervorgehen, sind miteinander zu einer Fruchteinheit verwachsen. Im unreifen Zustand sind sie grün, reif orange-rot und ähneln dann einer Ananas. Auch getrocknet sehen sie sehr interessant aus. Die Früchte einiger Arten sind sogar essbar: Pandanus tectorius (auch Pandanus odoratissimus genannt; diese Art haben wir in Sri Lanka gesehen), Pandanus utilis und Pandanus julianettii. Wachsen mehrere Schraubenbäume dicht beieinander, erscheinen sie wie ein märchenhafter Wald.
Mangrove
Mangroven sind in tropischen Küstenregionen häufig anzutreffen. Ihr hochentwickeltes Wurzelsystem ermöglicht es ihnen, in schwierigen Umgebungen wie salzhaltigem Wasser und sauerstoffarmen Schlamm zu überleben.
Mangrove ist eine ökologische Bezeichnung, keine botanische. Sie umfasst verschiedene Pflanzenarten, die im Gezeitenbereich tropischer Küsten wachsen. In Sri Lanka gibt es etwa 18 Mangrovenarten, davon sind einige endemisch oder selten.
Mangrovenwälder bilden ein faszinierendes Ökosystem, das unzähligen Tieren Lebensraum bietet: von Fischen, Krabben und Garnelen über Muscheln, Schnecken und Insekten bis hin zu Vögeln, Amphibien und Reptilien. Die Bäume und Sträucher dienen als geschützter Rückzugsort für den Nachwuchs, als Nahrungsquelle und als Jagdrevier.
Genau wie der robuste Strandkohl leisten auch Mangroven einen wichtigen Beitrag zum Küstenschutz: sie bremsen Sturmfluten ab und verhindern Erosion, wodurch sie nicht nur die Natur, sondern auch den Menschen schützen.


Kasuarine
An Meeresküsten wie in Rekawa sind Kasuarinen (Casuarina, engl. casuarina tree) häufig zu finden, da sie salzhaltige Bedingungen gut vertragen. Ihre dekorativen Früchte sehen wie kleine Zapfen aus. Zusammen mit ihren feinen, nadelartigen Zweigen schauen diese Bäume wie tropische Verwandte von Nadelbäumen aus.
Strände
Je weiter vom Westen über den Süden in Richtung Osten, desto ursprünglicher erscheint die Landschaft am Meer. Wir begannen in Negombo und reisten entlang der Küste in Richtung Süden bis Rekawa östlich von Tangalle. Unterwegs haben wir uns Ambalangoda, Hikkaduwa, Galle, Unawatuna, Mirissa, Dikwella, Hiriketiya und Nilwella angeschaut, bevor wir dann die längste Zeit in Tangalle verbracht haben, insbesondere am Strand Marakolliya.


Galle, Mirissa und Dikwella
Trotz ihrer touristischen Beliebtheit haben uns die Strände von Galle, Mirissa und Dikwella positiv überrascht. So war das Wasser an der Westseite der historischen Festungsanlage in Galle erstaunlich ruhig, klar und türkisfarben. In Mirissa mochten wir die entspannte Atmosphäre und den sauberen Strand, vor allem zwischen Parrot Rock und Coconut Tree Hill. Vom Aussichtspunkt Viewpoint Mirissa genossen wir einen traumhaften Panoramablick. Auch der Leuchtturm ist von dort gut zu sehen. Die hügelige Umgebung eignet sich wunderbar für eine Wanderung und wer möchte, kann unterwegs bei Einheimischen einkehren. Für Sonnenuntergänge am weiten Strand ist Dikwella, neben Mirissa, besonders zu empfehlen. Es gibt hier, je weiter man nach Westen geht, sehr ruhige, unverbaute Strandabschnitte mit viel Natur. Der Sand ist weiß und unglaublich feinkörnig. Hiriketiya empfanden wir als trubeliger, doch war es schön und entspannend, den Leuten beim Surfen zuzuschauen.
Tangalle
Bei unserer Reisevorbereitung haben wir schon früh erfahren, dass die Strände bei Tangalle wunderschön sein sollen, so dass wir dort mindestens eine Woche bleiben wollten. Die Natur und die zahlreichen Tiere haben uns dann so bezaubert und unsere Erwartungen an Ruhe und Artenvielfalt derart übertroffen, dass wir unseren Aufenthalt auf zwei Wochen verlängerten – länger war es uns leider nicht möglich. Regelmäßig haben wir neue Tiere und Pflanzen entdeckt, alleine die Meereswellen sahen jeden Tag und jede Nacht anders aus. Wir konnten ihnen stundenlang zuschauen. Vor allem bei Vollmond erscheint die gesamte Landschaft zwischen den Stränden Rekawa und Marakolliya magisch. Nach Einbruch der Dunkelheit sahen wir den Mond aufgehen – kein künstliches Licht weit und breit.
Auch der Stadtstrand von Tangalle zeigte sich relativ idyllisch. Wir haben hier gerne und lange an der blau schimmernden Kirama Oya Lagune gefrühstückt, die einen schönen Kontrast zum türkisfarbenen Meer bildet. Westlich von Tangalle gibt es Strände, die wir fast nicht erwähnen möchten – Silent Beach ist einer davon, aber der eigentliche Geheimtipp bleibt besser… nun ja, geheim. Bis 8 Uhr morgens waren wir hier neben den einheimischen Fischern die einzigen Menschen und konnten in einzigartiger Ruhe, nur umgeben vom Meeresrauschen, singenden Vögeln und gelegentlich auftauchenden Meeresschildkröten, den wunderschönen Sonnenaufgang genießen, bis nach und nach die ersten Surfer kamen.


Marakolliya und Rekawa
Marakolliya und Rekawa sind wirklich ein Traum für Naturliebhaber und wir hoffen, dass es noch sehr lange so bleibt: kaum Menschen, dafür eine vegetationsreiche, unerschlossene Küstenlandschaft. Wer Ruhe und sogar Stille sucht, ist hier richtig. Östlich von den Mangrove Beach Cabanas, wo man im Übrigen gut verweilen, essen und trinken kann, bleibt der Küstenstreifen bis zum Rekawa-Strand erfreulich naturbelassen – ohne Hotelanlagen oder Bars. Und in Rekawa selbst gibt es nur zwei Restaurants, darunter das Turtle Beach. Von dort konnten wir wunderbar den Sonnenuntergang beobachten. Bei Einbruch der Dämmerung sind wir von Rekawa in Richtung Marakolliya zu unserer Unterkunft spaziert. Hierfür haben wir etwa zwei Stunden gebraucht, es ist also wirklich kein langer Spaziergang, obwohl es so scheinen kann, wenn man vom Marakolliya nach Osten schaut.
Beide Strände sind öffentlich zugänglich, werden aber nachts zu wichtigen Nistplätzen für bedrohte Meeresschildkröten. Wer hier unterwegs ist, sollte auf künstliches Licht, Lärm und nächtliche Störungen verzichten – den Tieren zuliebe.
Ein landschaftlich sehr reizvoller Abschnitt liegt an einer Stelle, wo der Landstreifen zwischen der Rekawa Lagune und dem Indischen Ozean besonders schmal ist. Vom Strand kann man diesen geschützten Bereich einsehen, und hinter einer dichten Vegetation aus Bäumen und Sträuchern die Lagune erahnen. Zwischen weiß und rosa blühendem Immergrün (Catharanthus), zartvioletten Kronenblumen (Calotropis gigantea, engl. crown flower) sowie den rosafarbenen Blüten der Strandwinde (Ipomoea pes-caprae, engl. beach morning glory) entdeckten wir zahlreiche Reiher und farbenfrohe Schmetterlinge.
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