Frische Minze

Der vergessene Sinn:
Riechen auf Reisen

Wenn wir reisen, nehmen wir die Welt mit allen Sinnen wahr. Während die Augen Landschaften einfangen und wir über die Haut das Klima spüren, ist es oft der Wohlgeruch eines Ortes, der sich am tiefsten in unser Gedächtnis einprägt, manchmal ganz unbewusst:

Das harzige Aroma eines Pinienwaldes, Felder mit wild wachsendem Thymian und Rosmarin, die salzige Meeres- und frische Bergluft, der Geruch feuchter Erde im Regenwald…

Je nach Reisezeit und Region erlebt man ganze Duftlandschaften: krautig-herben Lavendel, süßlich-blumigen Flieder und Blauregen, honigsüße Lindenblüten und Robinien, würzige Heublumen, zart-frische Orangen- und Zitronenblüten sowie samtig-weichen Oleander und betörenden Jasmin. Besonders intensiv ist das Bouquet in den frühen Morgen- oder Abendstunden, wenn die Luft feucht ist und Düfte stärker wirken.

Auch das Essen ist häufig ein Dufterlebnis, noch ehe es ein Geschmackserlebnis wird. Auf Märkten oder in einfachen Garküchen verbinden sich Aromen zu einer sinnlichen Einladung. Wir riechen zuerst und entscheiden dann oft intuitiv, was wir probieren möchten. In Sri Lanka etwa lag ein Hauch von Zimt und Curry in der Luft, lange bevor das Essen auf dem Teller war.

Was wir besonders lieben: den Gerüchen nachzuspüren, sie einzuatmen, zuzuordnen oder einfach wirken zu lassen, als Teil der Atmosphäre. Es ist erstaunlich, wie stark Gerüche mit Emotionen verknüpft sind. Manchmal genügt ein Tropfen ätherischen Öls, der Duft eines Gewürzes oder der Rauch eines Räucherstäbchens, um uns gedanklich an einen Ort zurückzubringen, an dem wir eine schöne Zeit verbracht haben.

Vielleicht liegt genau darin die Kraft des Riechens: Gerüche machen Erinnerungen lebendig, oft ganz unerwartet. Genau das macht sie zu einem so faszinierenden Reisebegleiter.

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