





Tierwelt auf den Philippinen

Nationalvogel Adler
Der Philippinen-Adler (Pithecophaga jefferyi) ist einer der größten, seltensten und beeindruckendsten Greifvögel der Welt. Er kommt nur auf den Philippinen in freier Wildbahn vor – nirgendwo sonst auf der Welt.
Er lebt heute nur noch auf wenigen Inseln mit ausreichend erhaltenem Regenwald: Mindanao (hier gibt es die meisten Vögel), Luzon, Samar und Leyte. Es gibt wahrscheinlich weniger als 400 wildlebende Exemplare. Nicht nur die Abholzung des Regenwaldes – etwa für Straßen, Siedlungen oder Stromleitungen – bedroht den Philippinen-Adler. Obwohl es verboten ist, kommt es gelegentlich noch zu gezielter Tötung bei der Trophäenjagd oder weil der Adler als Bedrohung für Nutztiere wahrgenommen wird. Das ist jedoch selten, aber angesichts des winzigen Bestands verhängnisvoll. Auch Lärm, Lichtverschmutzung und die Anwesenheit von Menschen in der Nähe von Brutplätzen, sei es durch Wanderer, Holzfäller, Touristen oder Drohnen, setzen ihn unter Stress. Solche Störungen können zur Aufgabe des Nestes führen, was besonders kritisch ist, da der Adler meist nur einmal im Jahr brütet. Zudem zerschneiden diese Eingriffe seinen Lebensraum und erschweren die Jagd auf Beutetiere und den Rückzug in unberührte, dicht bewachsene Gebiete mit hohem Baumbestand.
Mit einer Flügelspannweite von über zwei Metern, dem durchdringenden Blick und seinem charakteristischen, fedrigen Schopf wirkt er sehr beeindruckend. 1995 wurde er offiziell zum Nationalvogel der Philippinen erklärt mit dem Ziel, das Bewusstsein für Naturschutz und den Verlust der Regenwälder zu stärken.
Er war lange als Affenadler (engl. monkey-eating eagle) bekannt, weil man dachte, er würde ausschließlich Affen jagen. Später stellte sich heraus, dass seine Beute deutlich vielfältiger ist: darunter Reptilien, Vögel und andere kleine Tiere.
Leider haben wir ihn auf unserer Reise nicht selbst gesehen, dafür ist er zu selten und zu scheu. Doch gerade das macht seine Bedeutung so deutlich: er erinnert uns daran, wie kostbar und schützenswert die Natur ist, damit solche Arten nicht eines Tages nur noch in Büchern oder im Internet existieren.
Atlaskäfer
Der Atlaskäfer (auch Dreihornkäfer genannt, Chalcosoma atlas, ursprünglich als Scarabaeus atlas beschrieben) gehört zur Unterfamilie der Riesenkäfer. Sein Name geht auf den Titanen Atlas zurück, jenen Riesen aus der griechischen Mythologie, der das Himmelsgewölbe tragen musste.
Dieser große, bräunlich-schwarz bis bronzen schimmernde Käfer mit seinem auffälligen Geweih ist vor allem in tropischen Regenwäldern zu Hause, wo er eine wichtige Rolle im Ökosystem spielt: Seine Larven zersetzen abgestorbenes Pflanzenmaterial und machen den Boden fruchtbar. Gleichzeitig dient er vielen Tieren als Nahrung und unterstützt so das natürliche Gleichgewicht. Er ist überwiegend nachtaktiv.
Männliche Atlaskäfer erreichen eine Länge von bis zu zwölf Zentimetern und sind an ihren drei charakteristischen Hörnern leicht zu erkennen. Die Weibchen sind hornlos und deutlich kleiner. Ihre Larven leben von verrottendem Palmholz, während sich die ausgewachsenen Käfer von Blüten der Kokospalme sowie gelegentlich von weichen Pflanzenteilen, etwa jungen Trieben, ernähren.


Chromodoris annae
Es braucht keine Großfische, um Staunen auszulösen. Manchmal reicht eine Schnecke von fünf Zentimetern, vor allem wenn sie so aussieht wie Chromodoris annae: eine leuchtend blaue Nacktschnecke mit orangefarbenem Rand und schwarzen Streifen – kaum größer als ein Finger, aber ein echter Hingucker. Sie sieht aus wie ein Kunstwerk.
Wir haben sie beim Tauchen vor der Küste von Pintuyan entdeckt. Diese kleinen Meeresschnecken leben gut versteckt zwischen Korallen und Schwämmen und zeigen mit ihren kräftigen Farben: „Ich bin nicht zum Fressen da.“ Tatsächlich enthalten sie giftige Stoffe aus ihrer Nahrung, die sie vor Fressfeinden schützen.
Die Philippinen gehören zum sogenannten Korallendreieck. Es handelt sich um ein riesiges Meeresgebiet im tropischen Indopazifik. Es gilt als das artenreichste marine Ökosystem der Erde. Die Philippinen liegen mitten in diesem biologischen Hotspot.
Was dieses Gebiet so besonders macht: Hier leben über 75 % aller bekannten Korallenarten und rund 2.000 verschiedene Riff-Fischarten. Auch Schildkröten, Haie, Mantarochen, Walhaie und unzählige kleinere Lebewesen wie Seepferdchen und Garnelen finden hier einen Lebensraum. Chromodoris annae ist nur eines von vielen faszinierenden Lebewesen, denen man hier begegnen kann.
Das Korallendreieck ist empfindlich. Korallenbleiche, Überfischung, Dynamitfischen mit Sprengsätzen und Plastikverschmutzung bedrohen das fragile Gleichgewicht. Sie können ganze Lebensräume zerstören. Umso wichtiger ist es, diese Region zu schützen und achtsam zu erleben.
Koboldmaki
In den dichten Wäldern der Philippinen lebt ein nachtaktives Tier, das wirkt, als sei es einem Märchen entsprungen: der Philippinen-Koboldmaki (Carlito syrichta). Mit seinen riesigen, fast gläsern wirkenden Augen – jedes so groß wie sein eigenes Gehirn – und einem beweglichen Kopf, der sich fast vollständig drehen kann wie bei einer Eule, ist er perfekt an das Leben in der Dunkelheit angepasst.
Der Koboldmaki ist winzig: Er passt in eine Hand. Früher zählte man ihn zu den sogenannten Halbaffen. Eine Einteilung, die heute nicht mehr gilt: Tatsächlich ist der Koboldmaki näher mit den Affen verwandt. Dank seiner langen Hinterbeine kann er mit erstaunlicher Präzision von Ast zu Ast springen. Dabei jagt er Insekten, kleine Reptilien und Amphibien und manchmal sogar Vögel. Koboldmakis sind die einzigen Primaten, die komplett auf pflanzliche Nahrung verzichten und reine Fleischfresser sind.
Doch so besonders er ist, so verletzlich ist auch sein Lebensraum. Abholzung, Lichtverschmutzung, Lärm und unachtsamer Tourismus stören die nächtliche Ruhe, die dieses Tier zum Überleben braucht. Schon kleinste Veränderungen im Lebensraum können ihn stören, verdrängen oder sogar dauerhaft gefährden.


Vielstreifen-Skink
Manchmal liegt das Besondere ganz nah am Boden – im Kleinen, im scheinbar Gewöhnlichen. Zwischen den Pflanzen, besonders in Gärten, huschte oft ein kleiner, glänzender Schatten vorbei. Wie so oft hörten wir das Tier zuerst, bevor wir es sahen. Und auch das nur kurz – es kann blitzschnell davonlaufen und sich unter Steinen, Laub oder in der Erde verstecken, ja sogar in enge Spalten zwängen.
Was auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Eidechse aussieht, ist eigentlich ein Vielstreifen-Skink (Eutropis multifasciata). Skinks gehören zu einer bestimmten Familie innerhalb der Eidechsen. Charakteristisch ist ihr relativ kleiner Kopf, der nahtlos in den glatten, glänzenden Körper übergeht. Diese flinke Echse ist auf den Philippinen heimisch. Sie ernährt sich von Insekten und kleinen Wirbellosen – und ist selbst Beute für Vögel und Schlangen.
Walhai
Der Walhai (Rhincodon typus) ist der größte Fisch der Welt, kann über zwölf Meter lang werden und ist dabei völlig harmlos. Der Walhai heißt so, weil er so groß wie ein Wal wirkt und ähnlich friedlich frisst, aber biologisch ein echter Hai ist – also ein „walartiger Hai“. Er filtert Plankton und Kleinstlebewesen aus dem Wasser und bewegt sich mit einer beeindruckenden Ruhe, ähnlich wie ein Dugong. Auf den Philippinen gibt es Orte, wo man diesen sanften Riesen – Walhaien und Dugongs – mit etwas Glück in freier Wildbahn begegnen kann.
Walhaie haben wir vor der Küste von Pintuyan mehrmals beim Schnorcheln gesehen, ganz ohne Tour, ohne Füttern, ohne Menschenmassen. Einfach Natur, wie sie sein sollte: echt und vollkommen. Diese ungestörten Begegnungen waren ein Geschenk. Zugleich waren sie eine stille Erinnerung daran, wie wichtig es ist, die Meere zu schützen, damit solche Erlebnisse auch in Zukunft möglich bleiben.

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