Sardinien

– Landschaft –


Landschaft auf Sardinien

Blick auf das Supramonte-Gebirge

Supramonte

Der Supramonte ist das zweithöchste Gebirge Sardiniens und liegt in der Barbagia, einer felsigen, mehrfach gegliederten Hochebene im Osten der Insel. Der Gebirgszug erstreckt sich über die Provinzen Nuoro und Ogliastra und ist bekannt für seine schroffen Kalksteinfelsen und tiefen Schluchten.

Geologisch besteht das Gebiet überwiegend aus Kalkstein und Dolomit, die vor etwa 100 Millionen Jahren während der Kreidezeit entstanden sind. Dolomit ist Kalkstein mit besonders viel Magnesium, wodurch er härter ist und weniger stark auf Wasser reagiert, aber dennoch wie Kalkstein spektakuläre Karstformen bildet. Durch das leicht saure Regenwasser werden die Gesteine mehr oder weniger stark aufgelöst, was zu Höhlen, Dolinen (trichterförmigen Senken) und Schluchten geführt hat, darunter die berühmte Gorropu-Schlucht, eine der tiefsten Europas.

Die Vegetation ist an den karstigen Untergrund angepasst. Robuste Bäume wie Steineichen, Korkeichen und Wacholder prägen die felsigen Hänge. Macchiaartige Sträucher wie Zistrosen, Rosmarin und Thymian wachsen in Felsspalten, feuchteren Bereichen und tieferen Lagen. Von März bis Juni kann man im Gebirge sogar Orchideen entdecken, darunter endemische Arten wie Ophrys panattensis und Orchis brancifortii sowie Ophrys ortuabis, eine der seltensten Orchideenarten Europas.

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Ostküste

Der Osten Sardiniens verzaubert mit einer abwechslungsreichen Landschaft aus karstigen Hügeln, dichter Macchia, geheimnisvollen Feuchtgebieten und wilden Küstenabschnitten – ein wahres Paradies für Naturliebhaber.

Der berühmte Golf von Orosei erstreckt sich über etwa 40 Kilometer und fasziniert mit imposanten Felsklippen, teils nahezu menschenleeren Sand- und Kiesstränden sowie traumhaften Lagunen. Besonders die Lagune Stagno di Petrosu im Gebiet der Gemeinde Orosei ist ein ökologisches Juwel: Sie bietet zahlreichen Meeres- und Küstentieren sowie einer Vielzahl von Vogelarten einen wichtigen Lebensraum und lädt Besucher ein, die stille Schönheit dieses einzigartigen Ortes zu entdecken.

Am eindrucksvollsten lässt sich diese Stille vom Wasser aus erleben. Für alle, die echte Ruhe suchen, ist eine Kanufahrt auf dem Stagno di Petrosu ein unvergessliches Erlebnis. Fast eine Woche lang paddelten wir nachmittags in den späten Abend hinein, bis die Dunkelheit sich sanft über das Land legte. Abgesehen von einigen wenigen Anglern waren wir die einzigen Menschen auf dem Wasser, selbst in der Hauptsaison. Ideal, um Vögel, Krabben und Fische ungestört in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.

Auf die berühmten Buchten der Ostküste – darunter Cala Goloritzé, Cala Mariolu und Cala Luna – haben wir in der Hauptsaison bewusst verzichtet. Diesmal war es für uns nicht möglich, schon bei Sonnenaufgang dort zu sein, bevor die Menschenmassen eintreffen. Statt Gedränge und Lärm genossen wir die unberührte Ruhe der weniger bekannten Ecken Sardiniens.

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Mit dem Kanu durch die Lagune
Dünen und steile Sandstrände dienen als Schutzwall

Mehr Leben im Küstenwald

Sardiniens Küstenlandschaft ist von besonderer Schönheit – geprägt von Pinienbäumen, Dünen und dem Meer. Doch über die Jahre hat sich gezeigt: Sowohl der Küstenwald als auch das Dünensystem waren in vielen Bereichen geschwächt.

Pinienwälder an den Küsten sind oft künstlich angelegt (z. B. als Schutz gegen Küstenerosion). Solche Bestände sind monokulturell, also artenarm, und dadurch ökologisch weniger stabil als ein natürlicher Mischwald. Krankheiten, Stürme oder Trockenheit setzen solchen Monokulturen stärker zu. Die Wälder wurden vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert angelegt; die negativen ökologischen Auswirkungen waren damals noch unbekannt.

Das Dünensystem wiederum ist dynamisch, von Natur aus stark veränderlich und störungsanfällig. Der Sand auf den Dünen wird ständig vom Wind bewegt, Pflanzen siedeln sich meist nur vorübergehend an und die Küstenlinien verändern sich fortlaufend. Dies ist ein natürlicher Prozess, aber er führt dazu, dass Dünen an sich sehr anfällig sind für Störungen. Schon kleine Eingriffe (z. B. Betreten durch Menschen, Abholzen von Vegetation) können das Gleichgewicht kippen.

Die Bodenqualität verschlechterte sich zunehmend, es kam zu Artenarmut und Schäden an der Landschaft. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde in der Gemeinde Bari Sardo ein Projekt ins Leben gerufen, das die ökologische Vielfalt und Stabilität des Gebietes wieder stärken soll. Das Projekt verfolgt mehrere Schwerpunkte:

Mehr Artenvielfalt im Wald:
Statt monotoner Pinienflächen soll die Vegetation vielfältiger werden. Dafür wurden sogenannte „Vegetationskerne“ angelegt – kleine Flächen, die als Keimzentren für neue Pflanzen dienen. Einzelne Pinien und kranke oder abgestorbene Bäume wurden gezielt entfernt, um Platz und Licht für heimische Sträucher wie Mastix und andere Baumarten wie Koniferen (Zapfenträger) zu schaffen, die sich hier natürlich ansiedeln können. Mit der Zeit entsteht so ein stabileres, vielfältigeres und widerstandsfähigeres Waldökosystem.

Stabile Dünen schaffen:
Die Dünen sind ein empfindliches System. Sie verändern sich leicht und geraten schnell aus dem Gleichgewicht. Durch gezielte Maßnahmen wie den Aufbau höherer Dünen und steilerer Sandstrände sollen neue Dünen entstehen und bestehende stabilisiert werden. Höhere Dünen wirken wie natürliche Schutzwälle: Sie bremsen Wind und Wellen, speichern Sand und bieten Pflanzen einen stabilen Untergrund. So schützen sie die Küste effektiv vor Erosion, also dem Abtragen von Sand und Boden, sowie vor den Auswirkungen von Sturmfluten.

Menschliche Nutzung lenken:
Tourismus ist für die Region wichtig, doch zu viele unkontrollierte Zugänge und Trittspuren schaden den Dünen. Deshalb wurden niedrige Holzzäune und klar markierte Wege eingerichtet, die Besucher lenken und sensible Bereiche schützen.

Bewusstsein schaffen:
Ein weiterer Teil des Projekts ist die Aufklärung: Touristen und Einheimische sollen mehr über die Besonderheiten und Empfindlichkeiten der Küstenlandschaft erfahren. Nur wer versteht, wie wertvoll dieses Ökosystem ist, wird es auch respektieren.

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Strände

Wir waren angenehm überrascht, dass wir auf Sardinien selbst in der Hauptsaison nahezu menschenleere Strände entdecken konnten. An manchen Tagen waren wir fast alleine am Meer, nur umgeben vom Rauschen der Wellen und dem Glitzern der Sonne auf dem Wasser.

In der Gegend um Orosei in der Provinz Nuoro genossen wir vor allem den Strand Spiaggia Su Barone, eingebettet zwischen dem türkisblauen Meer mit teils stärkeren Wellen und der ruhigen Lagune Stagno di Petrosu, aber auch Spiaggia Marina di Orosei und Spiaggia Osalla hatten ihren besonderen Reiz.

Noch bezaubernder fanden wir jedoch die Strände weiter südlich, hinter Bari Sardo, nahe Cardedu, in der Provinz Ogliastra, der am dünnsten besiedelte Provinz Italiens. Hier trafen wir noch weniger Menschen, die sanft abfallenden Strände luden zu entspannten Spaziergängen ein, und die Kiesbuchten ließen das Wasser glasklar und funkelnd erscheinen. Besonders ins Herz geschlossen haben wir Spiaggia dei Lobinas und Spiaggia di Foddini – kleine Paradiese, in denen die Ruhe und Schönheit Sardiniens richtig spürbar wurden. Zu unserer großen Überraschung schwammen bei Sonnenaufgang sogar Delfine an der Küste vorbei – ein unverhofftes Geschenk der Natur!

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Spiaggia dei Lobinas im Juli

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